China – Mongolei – Russland Korridor

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Bei einem Treffen im Mai 2015 in Moskau unterzeichneten Chinas und Russlands Präsidenten Xi und Putin eine gemeinsame Erklärung über „die Kooperation bei der Koordination der Entwicklung der Eurasischen Wirtschaftsunion (EEU) und des Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtels“ in Eurasien. Auch ein Freihandelsabkommen zwischen der EEU und China wurde unterzeichnet. Der Bau eines ökonomischen Korridors China-Mongolei-Russland würde Chinas „neue Seidenstraße” mit Russlands transkontinentalem Eisenbahnplan und dem mongolischen Programm „Steppenstraße” verbinden, ließ das chinesische Außenministerium verlauten. Es wurden Infrastrukturverträge im Wert von circa 25 Milliarden USD unterzeichnet welche Pläne für Hochgeschwindigkeitstrassen, Energieinfrastruktur und Industrieparks umfassen. Die zwei großen geplanten Hauptverbindungen sind Beijing/Tianjin/Hebei nach Nordwest Russland (via Hohhot in der Inneren Mongolei) und Dalian nach Tschita im Südosten Russlands (via Shenyang, Changchun, Harbin, Manzhouli und die Innere Mongolei). „Ulaanbaatar will sich diese Entwicklungschance nicht entgehen lassen. Beijing erhofft sich vor allem eine Verbesserung der Diplomatie in seiner unmittelbaren Nachbarschaft, und Moskau ist an einer Entwicklung seiner rückständigen Region Fernost interessiert“, erklärt Chen Yurong vom China Institute of International Studies die Hauptmotive der drei Länder.

Die Mongolei erhofft sich durch das Projekt vor allem eine Verbesserung der Infrastruktur sowie der Lebensbedingungen seiner Bevölkerung. Der Wüsten- und Steppenstaat Mongolei gehört zu den ressourcenreichsten Ländern der Welt. Der Wert an Bodenschätzen in den zehn größten Lagerstätten allein wird auf 2,7 Billionen USD geschätzt. Zu den Bodenschätzen gehören hochwertige Kohle, Kupfer, Gold, Silber, aber auch Uran und vor allem große Mengen an Seltenen Erden. Fast alle mongolischen Exporte, insbesondere Kupfer, Kohle und Gold, gehen nach China (95,3 Prozent in 2014). Durch ihre extrem hohe Exportabhängigkeit von mineralischen Ressourcen ist die Wirtschaftsentwicklung der Mongolei wie in keinem anderen asiatischen Land abhängig von der Nachfrage- und Preisentwicklung von Rohstoffen. Ausländische Direktinvestitionen sind in den letzten Jahren drastisch gesunken, was sich auch in einem Rückgang der Importe widerspiegelt. Deutsche Unternehmen investieren in der Mongolei bisher nur sehr vorsichtig.

Russland ist einer der größten Energieproduzenten der Welt und verfügt über bedeutende Ressourcen an Gasreserven, Ölreserven und den zweitgrößten Kohlereserven. Handel und Dienstleistungen tragen mit über 50 Prozent zum BIP bei. Es folgen die verarbeitende Industrie und der Bergbau. Infolge der durch die Krise in der Ukraine verschlechterten politischen und auch wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Westen und den einhergehenden Handelssanktionen, sieht Russland in der chinesischen Initiative der „neuen Seidenstraße“ große Chancen einer engeren Kooperation mit China und einer Vernetzung des eurasischen und zentralasiatischen Raumes. Das lassen die oben genannten unterzeichneten Verträge sowie die Vereinbarung über die Verpachtung von 115.000 Hektar fruchtbaren Ackerlandes für 49 Jahre an die chinesische Firma Zoje Resource Investment und deren Tochterunternehmen Huae Sinban vermuten. Das chinesische Unternehmen wird in der Region über 360 Millionen USD in die Entwicklung der Landwirtschaft investieren, um russische und chinesische Märkte mit Agrarprodukten zu beliefern. Geplant sind der Anbau von Futtermitteln, Getreide und Ölsamen, aber auch der Aufbau der Geflügel-, Fleisch- und Milchproduktion. Dieses Projekt sei nur der erste Schritt einer geplanten groß angelegten infrastrukturellen und industriellen Entwicklung der noch abgelegenen und unterentwickelten sibirischen Region. 

Russland und China haben einen über 200 Millionen Dollar schweren Joint-Venture-Fonds gegründet mit welchem künftig Hochtechnologieinnovationen entwickelt, finanziert und vermarktet werden sollen. Der Fonds wird Teil des Skolkovo Innovation Center, eine Technologiestadt bei Moskau nach dem Vorbild von Silicon Valley. Fünfzig internationale Unternehmen wie Boeing, IBM oder Siemens sollen bereits Partnerschaftsabkommen unterschrieben haben. Bis Dezember 2014 belief sich der kumulierte Umsatz der Skolkovo Startups nach eigenen Angaben auf eine Milliarde USD, brachte mehr als 220 Millionen USD an Investitionsgeldern und schuf 13.500 Arbeitsplätze sowie über 1.300 Patentanmeldungen. Bis zum Jahr 2020 ist der Bau von mehr als 2 Millionen Quadratmeter Wohn-und Büroflächen in Skolkovo geplant, dies bietet genug Platz für 35.000 Menschen im neuen Innovationszentrum zu arbeiten.

 

 

 

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