Thailands Automobilindustrie: Chancen und Anreize
Thailand bietet ein großes Investitionspotenzial als führender Automobilproduktionsstandort in ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) – einer sich schnell entwickelnden Region für die Automobilherstellung. Über einen Zeitraum von 50 Jahren hat sich das Land von einem „Auto-Monteur“ zu einem top Automobilherstellungs- und Exportstandort entwickelt.
Mit Verkäufen in mehr als 100 Länder ist Thailand der 13. größte Autoteile-Exporteur und der sechstgrößte Nutzfahrzeughersteller der Welt und damit der größte in ASEAN. Bis 2020 will Thailand mehr als 3.500.000 Fahrzeuge produzieren, um zu einem der Top-Performer auf dem globalen Automobilmarkt aufzusteigen.
Die thailändische Automobil- und Autoteilindustrie macht fast 12 Prozent des thailändischen Wirtschaftswachstums aus und beschäftigt mehr als 500.000 Menschen.
In Thailand sind fast alle weltweit führenden Automobilhersteller, Monteure und Komponentenhersteller präsent. Unternehmen wie Toyota, Isuzu, Honda, Mitsubishi, Nissan und BMW machen zusammen den Löwenanteil der jährlich rund zwei Millionen produzierten Fahrzeuge aus. Die meisten dieser Hersteller und Zulieferer befinden sich in den zentralen Provinzen Bangkok, Ayutthaya, Pathum Thani, Samutprakarn, Prachinburi, Chachoengsao, Chonburi und Rayong und bieten leichten Zugang zu den führenden Märkten der ASEAN, China und Indien.
Struktur der thailändischen Automobilindustrie
Thailands Automobilindustrie hat einen lebhaften Wettbewerb von ausländischen Erstausrüstern (Original Equipment Manufacturer, OEM) und ein grosses Netzwerk von Zulieferindustrien. Während das Land seine Produktionsbasis weiter ausbaut, erhöhen die Autozulieferer ihre Präsenz, indem sie Abteilungen für Forschung und Entwicklung (F & E) einrichten, um ihre Kunden besser vor Ort bedienen zu können.
Der thailändische Automobilmarkt wird von japanischen Autoherstellern dominiert, die Thailand als Produktionsstandort für den Export bestimmter Pickups und Öko-Autos, gewählt haben. Amerikaner und Europäer gewinnen mehr und mehr, als Hersteller großer Luxusautos.
Chancen für ausländische Investoren
Investitionsförderungsprogramm des Board of Investments (BOI).
Einer der Schlüsselfaktoren, die der thailändischen Automobilindustrie einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, ist die unterstützende Regierungspolitik. Die thailändische Regierung bietet erhebliche Unterstützung in Form von steuerlichen und nicht-steuerlichen Anreizen, um ausländische Investitionen zu fördern. Einige der allgemeinen Vorteile für ausländische Investoren sind folgende:
- Befreiung von der Körperschaftssteuer (CIT) für bis zu acht Jahre;
- Einfuhrzollbefreiung für Maschinen;
- Befreiung von den Einfuhrabgaben für Rohstoffe, die bei der Herstellung von Exportprodukten verwendet werden;
- Erlaubnis, dass Fachkräfte und Experten in den entsprechenden Bereichen arbeiten dürfen;
- Erlaubnis, Land zu besitzen; und
- Erlaubnis, Geld in Fremdwährung zu nehmen oder zu überweisen.
Für Unternehmen, die in die Wirtschafts-/ Automobilzonen in Pathum Thani, Ayutthaya, Nakhon Ratchasima, Prachin Buri, Chachoengsao, Chonburi und Rayong investieren, stehen zusätzliche Vorteile zur Verfügung. Dazu gehören eine reduzierte Körperschaftssteuer – 50 Prozent des Normalsatzes – für fünf Jahre, zusätzlich zu der Steuerbefreiung von bis zu 8 Jahren im Rahmen der allgemeinen BOI-Förderung; Möglichkeit zur Verlängerung der Steuerbefreiung auf 10-15 Jahre; Vergünstigungen bei der Einkommenssteuer für thailändische und ausländische Fachkräfte und die Möglichkeit, eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis zu erhalten.
Freihandelsabkommen
Autohersteller und Investoren in Thailand können zusätzlich von Freihandelsabkommen (FTA) profitieren. Momentan hat Thailand Freihandelsabkommen mit Australien, China, Indien, Neuseeland und den 10 Mitgliedsstaaten der ASEAN.
Die Freihandelsabkommen bieten Anlegern die Möglichkeit, ihre Lieferketten zu erweitern und Wettbewerbsvorteile bei der Einfuhr von Rohstoffen, Komponenten und anderen Produktionsfaktoren zu geniessen, indem sie Einfuhrzölle reduzieren und beseitigen. Außerdem harmonisieren einige Freihandelsabkommen die Zollvorschriften und Produktnormen, dadurch können Handelsströme beschleunigt werden.
Autohersteller in Thailand können Freihandelsabkommen nutzen, um einen größeren Marktzugang in Südostasien zu erlangen und Beschränkungen zum Schutz ihrer Investitionen und ihres geistigen Eigentums durchzusetzen. Gleichzeitig ergeben sich Möglichkeiten in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit, Markt- und Geschäftsentwicklung, Investitionserweiterung und staatliche Beschaffung.
Wachsendes Zentrum für grüne Fahrzeuge
Die globale Nachfrage nach umweltfreundlichen Fahrzeugen wächst. International wird die Zahl der Elektroautos bis 2040 auf 35 Prozent aller Fahrzeuge steigen. Obwohl sich Thailand auf die Produktion von kraftstoffeffizienteren Fahrzeugen hinbewegt, ist die Popularität von Elektrofahrzeugen im Land immer noch gering. Der Absatz von Hybrid-Benzin-Elektroautos oder Plug-in-Hybridautos in Thailand, machte 2015 nur ein Prozent des gesamten Automobilabsatzes aus. Um die Industrie anzukurbeln, fördert die thailändische Regierung ausländische Hersteller aktiv, um Thailand als Basis für die Produktion umweltfreundlicher Fahrzeuge in der Region zu nutzen. Thailands Board of Investment (BOI) bietet großzügige steuerliche Anreize für die Automobil- und Autoteilindustrie in Thailand.
Jedoch auch angesichts der verschärften globalen Emissionsvorgaben, ist Thailand bestrebt, die Automobilindustrie auf die Produktion umweltfreundlicher Fahrzeuge, auszuweiten. Diese Vision unterstützt die Eastern Economic Corridor (EEC) Initiative, die großen Wert darauflegt, die Automobilindustrie der nächsten Generation nach Thailand zu bringen, insbesondere die Elektrofahrzeugindustrie.
Der Eastern Economic Corridor (EEC) liegt in den drei östlichen Provinzen Chonburi, Rayong und Chachoengsao und soll 10 Zielindustrien, einschließlich der Automobilindustrie, unterstützen, um durch Regierungsmaßnahmen und Investitionen neue Technologien, Innovationen und Kreativität, in jedem Sektor zu fördern.
Ziel der EEC ist die Erweiterung der Wertschöpfungskette der Automobilindustrie, mit besonderem Fokus auf das Oberflächendesign und das Entwickeln von Prototypen. Darüber hinaus wird der Herstellungsprozess von elektronischem Zubehör und Autoteilen erweitert und verbessert. Einige der Vorteile, die den Automobilinvestoren in der EEC zur Verfügung stehen, umfassen eine Körperschaftssteuerbefreiung von bis zu 15 Jahren; finanzielle Anreize für Investitionen in F&E, Innovation oder Personalentwicklung; Erlaubnis, Grundstücke für BOI-geförderte Projekte zu besitzen; und Erleichterung von Visa- und Arbeitsgenehmigungen für ausländische Arbeitnehmer.
Anreize für die Produktion von Elektrofahrzeugen
Im Jahr 2016 hat die thailändische Regierung eine Roadmap für die allgemeine Popularisierung von Elektrofahrzeugen (EVs) erstellt und ein Steueranreizprogramm für die EV-Produktion im Land genehmigt.
Derzeit gibt es vier Arten von Elektrofahrzeugen, die in der Welt entwickelt wurden. Die ersten beiden entwickelnden Technologien sind Hybrid-Elektrofahrzeuge (HEV) und Plug-in-Hybrid-Elektrofahrzeuge (PHEV) mit jeweils zwei Systemen – Strom-Benzin und Strom-Diesel. Die neusten verfügbaren Elektrofahrzeuge sind batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV), die rein elektrisch angetrieben werden. Die vierte Gruppe sind die Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge (FCVs).
In Thailand gibt es seit 2009 drei HEV-Modelle, die vor Ort montiert wurden: Toyota Camry, Nissan X-Trail und Honda Accord. BMW hat 2016 mit der Montage von PHEVs begonnen. Mercedes-Benz hat seine Blue-TEC-Hybridmotoren 2013 montiert und 2016 auf die PHEV-Plattform umgestellt. Mittlerweile werden vier EV-Modelle produziert.
Bis 2036 will Thailand die Zahl der Elektroautos auf 1,2 Millionen steigern und bis dahin landesweit 690 Ladestationen im Einsatz haben.
Im Rahmen der angekündigten Regelung, sind für Investitionen in BEV, für fünf bis acht Jahre Steuerausnahmen zulässig. Hersteller, die mehr als eine Schlüssel-EV-Komponente herstellen, können ein zusätzliches Jahr der Steuerbefreiung pro Schlüsselkomponente in Anspruch nehmen, die Steuerbefreiung ist aber auf 10 Jahre begrenzt.
Die Hersteller von PHEV kommen für etwas weniger großzügige Anreize in Betracht, diese sind eine dreijährige Körperschaftssteuerbefreiung sowie Einfuhrzollbefreiungen für Maschinen. Wie bei BECs, wird bei der Herstellung pro Schlüsselkomponenten ein Jahr Steuerentlastung gewährt, allerdings nur bis zu einer Höchstdauer von 6 Jahren.
Investitionen in HEV haben Anspruch auf eine Einfuhrzollbefreiung für relevante Maschinen. Batterie-Elektrobusse hingegen haben Anspruch auf Zollbefreiungen für importierte Maschinen und eine dreijährige Körperschaftssteuer-Befreiung. Die Entlastung für die Herstellung einer Schlüsselkomponente für HEV – und die maximale Dauer der Entlastung – sind identisch mit der für PHEVs.
Außerdem hat die Regierung Änderungen der Verbrauchersteuersätze angekündigt, um Elektrofahrzeuge zu fördern. Die Verbrauchssteuer auf Elektrofahrzeuge liegt jetzt bei 2 Prozent, gegenüber 10 Prozent. Die Steuersätze für Hybride und PHEVs wurden in Abhängigkeit von ihren Emissionswerten gesenkt. Bei Personenkraftwagen, die weniger als 100 g / km CO2 emittieren, wurde der Steuersatz von 10 auf 5 Prozent gesenkt; Für Autos, die weniger als 150 g / km CO2 emittieren, wurde die Rate von 20 auf 10 Prozent gesenkt. Der Höchststeuersatz für elektrifizierte Fahrzeuge, mit weniger als 200 g / km Schadstoffausstoß, beträgt 12,5 Prozent, gegenüber 25 Prozent.
Um die Zulieferindustrie anzukurbeln, hat die thailändische Regierung 10 Komponenten für achtjährige Körperschaftssteuer-Befreiungen anerkannt. Dazu gehören Batterien, EV-Smart-Ladesysteme, DC / DC-Wandler, Traktionsmotoren, Batteriemanagement-Dienste, Wechselrichter, tragbare Ladegeräte für Elektrofahrzeuge und elektrische Leistungsschalter.
Anreize für NGV-Fahrzeuge
Thailands Energieministerium unterstützt kraftstoffsparende Transporte durch eine Erdgas-Fahrzeug-Initiative (NGV). Diese Initiative umfasst die Einführung von über 10.000 mit Erdgas betriebenen Taxis, die Förderung von Erdgas, eine Senkung der Einfuhrzölle auf Erdgasfahrzeuge von 17 auf 10 Prozent und eine Senkung des Einfuhrzolls für Teile und Komponenten von NGV-Steuerungen von 35 auf 10 Prozent.
Anreize für E85
Das Finanzministerium bietet dreijährige Steuerbefreiungen für Einfuhrzölle für ausländische Autoteile an, die zur Herstellung von E85-fähigen Fahrzeugen verwendet werden (85 Prozent Ethanol, 15 Prozent Benzin). Das Ministerium hat auch die Verbrauchssteuer auf Autos mit E85 auf 22, 27 und 32 Prozent, je nach Motorgröße, reduziert.
Ausblick für 2018
Laut der Federation of Thai Industries (FTI) ist die thailändische Automobilindustrie für ein moderates Wachstum im Jahr 2018 bereit.
Der Ausblick für den Inlandsmarkt ist positiv, vor allem aufgrund des Auslaufens der fünfjährigen Sperrfrist für Fahrzeuge, die im Rahmen des erstmaligen Autokaufprogramms im Jahr 2017 gekauft wurden, der Einführung neuer Modelle durch ausländische Hersteller und der gestiegenen Staatsausgaben.
Mit dem Ende des Erstkäufer-Programms wird erwartet, dass die Zahl der außerhalb der Garantie stehenden Personenwagen in Thailand bis 2020, 14 Millionen Einheiten übersteigen wird, mit mehr als fünf Millionen Einheiten im Alter zwischen drei und acht Jahren, was den Autoherstellern im Land enorme Möglichkeiten bietet.
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